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Butter, Verschwörungstheorien u. Demokratie

[ Unerhört ]

Helles Entsetzen über eine Veran­staltung im Rahmen der Vortrags­reihe Uhlandstraße am 15.11.2022 in der Aula des Uh­landgymnasiums.

Die drei nahen Gymnasien hatten Professor Michael Butter zu einem Vortrag über „Verschwörungsthe­orien – eine Gefahr für die Demo­kratie“ eingeladen.

Butter ist Professor für Amerika­nistik an der Universität Tübin­gen. Er betätigt sich zudem natio­nal, europäisch und im amerikani­schen Raum quantitativ wissen­schaftlich in diversen Teams mit Verschwörungstheorien. Seine Empfehlungen für den Umgang, fließen u. a. in Lernpläne an Schu­len ein. Eingefunden hatten sich zu dem Vortrag Eltern, Bürger und Schüler.

Professor Butter gab sich sympa­thisch, smart und schnell spre­chend. Allerdings gewann ich mit den ersten Sätzen den Eindruck, es handele sich um eine Staatspro­pagandaveranstaltung.

Die manipulatorische Wirkung seiner Rede war mit allen Sinnen zu spüren. Mir ist klar geworden, wie Indoktrination, Manipula­tion, Framing, Spaltung und Hetze im Nahbereich funktionie­ren. Butter hat sich breit gefächert über Verschwörungstheorien aus­gelassen, vielfach seine Arbeit als hochwissenschaftlich bezeichnet. Er bediene sich einer quantitati­ven Wissenschaftsmethode.

Der Kern der Verschwörungsthe­orien sei die Annahme, dass eine kleine globale Elite sich unseres Lebens bemächtige. Dabei hat er versäumt, detailliert auszuführen, was im einzelnen Gegenstand der Kritik der Bevölkerung ist. Er hat in bekannter Weise alles, was Menschen kritisch äußern, als rechte Verschwörung abgeurteilt. Und dies als Gefahr für unsere De­mokratie bezeichnet. Demons­triert hat er dies mit Bildern: Indi­aner im Kapitol, Pegidademons-trationsschild, Davidstern mit Un­geimpftaufschrift.

Während einer langen Abhand­lung über Antisemitismus-Ver­schwörungstheorien tauchte ein Konterfei von Putin auf. Was uns das wohl sagen sollte? Wissen­schaftlich hält er Kritik an Kriegs­politik für „Putin verstehen“. Die Ansicht der Bevölkerung, unsere Politiker seien Marionetten, habe von 33 % auf 25 % abgenommen, das „young global leaders“-Pro­gramm vom WEF wurde dazu nicht untersucht. Er sei auch der Meinung, dass Kritik an der Coronapolitik trotz zunehmender Fakten in der Öffentlichkeit nach wie vor eine Verschwörungstheo­rie sei.

Nachgefragt, ob er sich einer wis­senschaftlich qualitativen Me­thode zur Unterscheidung, was Fakt oder Verschwörungsnarrativ sei, bediene, verneinte er. Daraus schloss ich, dass die Gefahr für die Demokratie durch Verschwö­rungstheorien der Annahme und Meinung des Professors oder sei­ner Geldgeber entspringt.

Für die Mühe, kritische Fragen gegen Ende des Vortrags noch zu beantworten, bedankte und ent­schuldigte sich einer der Schullei­ter. Das Gros des Publikums ap­plaudierte frenetisch und schien hochzufrieden mit der Belehrung. Mir ist klarer geworden, warum kein kritischer Diskurs in unserer Gesellschaft stattfindet und es gruselt mich, dass Butters Mei­nung Lehrplan ist.


Dietrich Werminghausen

Tübingen

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