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Wer hat die Nordstream-Pipelines wirklich gesprengt?

Aktualisiert: 24. Jan.

Die Beantwortung dieser Frage ist für ganz Europa, ja, für die Weltpolitik, von großer Bedeutung. Die Nordstream-Pipelines galten bis zu ihrer teilweisen Zerstörung als Lebensadern für eine preiswerte Energieversorgung Deutschlands und des gesamten europäischen Kontinents sowie als ein entscheidender Hebel für Russlands wirtschaftlichen Einfluss in Europa.

Der renommierte amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh hat vor ca. fünf Wochen eine detaillierte Beschreibung des Anschlaggeschehens durch einen hochstehenden US-Whistleblower veröffentlicht. Nach dessen Aussagen steckt die Biden-Administration hinter dieser terroristischen Sabotage. Ein Team um Sicherheitsberater Jake Sullivan habe den Anschlag auf diese für Russland und Europa eminent wichtige Infrastruktur schon vor dem militärischen Eingreifen Russlands in der Ukraine geplant, koordiniert und nach dem russischen Einmarsch in Zusammenarbeit mit dem ortskundigen NATO-Partner Norwegen im Rahmen eines NATO-Manövers in die Tat umgesetzt. Eine überaus peinliche Situation für die Vereinigten Staaten und deren Regierung, wenn dies der Wahrheit entspricht. Ein solches Vorgehen würde die US-Politik des Staatsterrorismus überführen – ein bisher nie dagewesenes Ereignis in der Weltgeopolitik. Man stelle sich nur die amerikanische Reaktion auf einen ähnlichen Anschlag russischer Taucher mit Zerstörung einer wichtigen US-Pipeline vor!

Entschiedene Dementis einer US-Beteiligung ließen daher nicht lange auf sich warten, da die US-Regierung selbst den bloßen Verdacht einer Urheberschaft der Pipeline-Sabotage nicht auf sich sitzen lassen konnte. Vor ca. 3–4 Tagen wurde in Artikeln der New York Times und der Washington Post eine brandneue Version des Ereignisses vom US-Auslandsgeheimdienst CIA und dem Überwachungsdienst NSA nachgeschoben. Darin wurde eine proukrainische Gruppe, die von Deutschland und Polen aus operiert haben soll, für die böse Tat verantwortlich gemacht. In der offiziellen Verlautbarung wurden jedoch keine glaubhaften Quellen, Anhaltspunkte oder Beweise für die aufgestellte These vorgelegt. Es hieß nur, dass es sich bei den Tätern um Agenten des russischen Präsidenten handeln solle – keiner von ihnen stamme aus den USA oder Großbritannien. Haben wir es hier mit einem hilflosen Ablenkungsmanöver der US-Geheimdienste zu tun, das wie eine Nebelwand die wahren Urheber vor der Weltöffentlichkeit verbergen soll? Denn umgehend erfolgte ein klares Dementi von Mykailo Podolyak, einem ukrainischen Präsidentenberater, der den Bericht als eine „belustigende Verschwörungstheorie“ bezeichnete und darauf hinwies, dass die Ukraine mit dem Anschlag im baltischen Meer nichts zu tun habe und über eine proukrainische Sabotagegruppe in keiner Weise informiert sei.

Man muss sich daran erinnern, dass Seymour Hersh kein dahergelaufener Journalist ist, der einfach mal eine beliebige Behauptung in die Welt setzen kann. Dieser Mann hat in der Vergangenheit schwerwiegende amerikanische Kriegsverbrechen (z. B. das My-Lai-Massaker im Vietnamkrieg oder brutale US-Foltermethoden im irakischen Abu-Ghraib-Gefängnis) sowie die Hintergründe von Staatsaffären (Watergate-Skandal) aufgedeckt. Hershs Veröffentlichungen wurden damals von der US-Politik und ihren Geheimdiensten zunächst ebenfalls als „spinnerte“ Verschwörungstheorien abgetan, mussten jedoch ohne Ausnahme im Nachhinein als wahr bestätigt werden. Für seine kompromisslose Aufklärungsarbeit wurde Seymour Hersh später mit bedeutenden journalistischen Auszeichnungen (u. a. Pulitzer-Preis) bedacht.

Merkwürdig bisher auch die Haltung der deutschen Bundesregierung, die jede Anfrage zu Untersuchungsergebnissen über die Anschläge mit dem Totschlag-Argument abbügelte:

„Die Aufklärung der Urheberschaft liegt nicht im staatlichen Interesse Deutschlands“. Setzt sich eine Regierung bei einer derartigen Handhabung nicht dem Verdacht einer Komplizenschaft aus, wenn sie der eigenen Bevölkerung ihre gewonnenen Erkenntnisse vorenthält? Sehr fragwürdig auch die Nichtreaktion der Grünen Partei, der die hochgradig umweltschädliche Freisetzung von Hunderttausenden Kubikmetern Erdgas in die Atmosphäre nicht einmal einen Kommentar wert war.

Doch nicht nur die Bundesregierung und die in ihr vertretenen Parteien, sondern auch die Massenmedien waren offenbar an einer echten Aufklärung der Anschläge nicht interessiert. Noch vor Abschluss irgendwelcher Untersuchungen hieß es bei den Leitmedien bis hin zur regionalen und lokalen Presse unisono lediglich, dass ausschließlich Russland als Urheber infrage komme. Doch macht es für intelligente Menschen auch nur den geringsten Sinn, wenn Russland mehr als 11 Milliarden € in den Bau von Pipelines investiert und diesen ungemein wichtigen Hebel für seinen wirtschaftlichen Einfluss anschließend selbst in die Luft jagt? Die US-Regierung hat hingegen noch vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine mehr als deutlich klargestellt, dass sie die Inbetriebnahme der Pipelines nicht tolerieren würde. So die wörtliche Aussage von US-Präsident Biden auf einer Pressekonferenz in Washington, sogar im Beisein von Kanzler Scholz.

Noch ein Beispiel für die US-Reaktion nach den Nordstream-Explosionen in Form eines wörtlichen Statements von US-Außenminister Anthony Blinken: „Eist eine sehr bedeutsame Gelegenheit, um ein für alle Mal die Abhängigkeit von russischer Energie zu beseitigen und Vladimir Putin so die Möglichkeit zu nehmen, Energie als Waffe und als Mittel zur Umsetzung seiner imperialen Absichten einzusetzen“.

Steckt hinter dieser triumphierenden Bemerkung ein unbewusstes Zugeben der amerikanischen Rolle in Bezug auf die Nordstream-Sabotage? Nach Aussage von Seymour Hersh waren selbst Angehörige der CIA darüber entsetzt, dass Biden bewusst beschloss, die europäische Bevölkerung der bevorstehenden Winterkälte auszusetzen. Hersh wörtlich: „Das ist für mich ruchlos“! Die US-Nordstream-Operation war nach seinen Worten streng geheim und wurde weder an den Kongress noch an andere staatliche Stellen gemeldet, wie es das Gesetz eigentlich vorschreibt.

Wenn dies alles zutrifft, dann müssten sich sowohl die deutsche als auch die europäische Politik in der Zukunft grundsätzlich neu orientieren. Denn wer solche „Freunde“ hat, der braucht sich um seine Feinde nicht mehr zu sorgen.

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